Sensibilisierungsstrategien

Menschen ohne Behinderungen wissen oft nicht, wie es ist, eine Behinderung zu haben. Sie können dann nicht verstehen, wie es sich z.B. anfühlt, blind oder gehörlos zu sein. Viele wissen auch nicht, wie es ist, wenn man einen Rollstuhl benötigt. Damit Menschen ohne Behinderungen verstehen, welche Probleme Menschen mit Behinderungen im Alltag haben, gibt es sogenannte Sensibilisierungsstrategien. Das sind z.B. Spiele, damit Menschen eine Behinderung selber erleben können. Z.B. kann man in einem Dunkelrestaurant essen gehen. Dabei sieht man nichts. Das ist dann so, als ob man blind wäre. Ziel solcher Sensibilisierungsstrategien ist, dass Menschen ohne Behinderung verstehen, warum man das gesellschaftliche Leben verändern muss, damit Menschen mit Behinderungen auch ein normales Leben führen können. 

Unter Sensibilisierungsstrategien (lat.: sensus = Empfindung) werden Möglichkeiten verstanden, wie eine Begrifflichkeit, ein Sachverhalt oder auf ein Problem hingeführt oder bewusst gemacht werden kann. Beim Thema Behinderung können solche Strategien verschiedenartig erfolgen und erfreuen sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Verschiedene Vorgehensweisen können beispielsweise Simulationen wie Rollstuhl- oder Blindenparcours aber auch Dunkelcafés oder Speaking Tours sein.

Viele Menschen in unserer Gesellschaft haben nur sehr wenig oder keinen Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Aufgrund dieses fehlenden Umgangs in alltäglichen Lebenssituationen wissen viele nicht, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen. Um diese Unsicherheiten abzubauen, ist es notwendig, bezüglich unterschiedlicher Behinderungen zu sensibilisieren. Bei diesen „Sensibilisierungsstrategien“ ist es hilfreich, nicht nur das Verhalten der anderen kennenzulernen und zu ändern, sondern auch die eigenen Erwartungen und Sichtweisen zu hinterfragen.

Ziel der Sensibilisierung ist es, Wissen über eine Behinderung zu entwickeln, aufzuklären und ein Bewusstsein zu schaffen, aber auch, mögliche Stereotype und negative Vorstellungen abzubauen. Insbesondere dann, wenn eine Behinderung nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, ist die Sensibilisierung wichtig, um Barrieren abzubauen und ein funktionierendes Miteinander sicher zu stellen.

Bei Kindern und Jugendlichen sollten Kontaktsituationen (z.B. im Jugendhaus etc.) mit Menschen mit Behinderung durch Sensibilisierungsmaßnahmen begleitet werden, damit die getätigten Lernerfahrungen im Kontakt und im Umfeld positiv verlaufen. Dazu eignen sich Rollenspiele, Simulationen und Sensibilisierungsaktivitäten wie Rollstuhlparcours oder Dunkelcafés, in denen sich die Beteiligten in die vielfältigen Lebenssituationen behinderter Menschen einfühlen. Sinnvoll sind aber auch Informationen über Menschen mit Behinderung, die von diesen selbst formuliert und übermittelt werden.

Sensibilisierungsstrategien könnten dabei beispielsweise folgendermaßen ablaufen:

  • Rollstuhlparcours: In einem Rollstuhlparcours wird unter fachlicher Anleitung das Überwinden von Treppen, Barrieren, Schwellen etc. trainiert. Die aufgebauten Hindernisse des Parcours sollen dabei Begebenheiten darstellen, wie sie Rollstuhlfahrer*innen im Alltag erleben. Die Teilnehmer*innen sollen die Möglichkeit haben, das Hilfsmittel Rollstuhl selbst zu erfahren.
  • Dunkelrestaurants/Dunkelcafés: Dunkelrestaurants bzw. Dunkelcafés sind Restaurants und Cafés, in denen Gäste in absoluter Dunkelheit speisen. Den sehenden Gästen soll somit die Wahrnehmung blinder Menschen nähergebracht werden. Es soll somit den Besucher*innen ermöglicht werden, Wahrnehmung und Kommunikation über alle weiteren Sinne zu erfahren. Bedient wird man normalerweise von blinden und sehbehinderten Mitarbeiter*innen.
  • Speaking Tours: Unter „Speaking Tours“ werden Vorträge verstanden, bei denen Menschen mit Behinderung in einer Schule, Kirche oder sonstigen öffentlichen Institution ihre Erfahrungen mit dem Leben als behinderte Person weitergeben.

Literatur

  • Gemeinsam Mensch e.V. (Hrsg.) (o.J.): Lernleitfaden. Materialsammlung zur Sensibilisierung des Themas Behinderung von Projekt: Perspektivwechsel.
    Online unter www.lernleitfaden.de/…, Stand: 28.07.2022
  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) (Hrsg.) (o.J.): Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Idee der Inklusion.
    Online unter inklusionskataster-nrw.de/…, Stand: 28.07.2022
  • Meyer, Thomas (2012): Wer nicht ausgegrenzt wird, muss auch nicht integriert werden. Inklusion als sozialpolitische und pädagogische Herausforderung im Umgang mit benachteiligten Jugendlichen. In: Peter Martin, Thomas/Calmbach, Marc (Hrsg.): Jugendliche Lebenswelten. Perspektiven für Politik, Pädagogik und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer Spektrum, S. 243-286.
  • Schaffelhuber (o.J.): Rollstuhlprojekte.
    Online unter www.schaffelhuber.org/…, Stand: 27.07.2022