Angststörungen

Angst ist ein Gefühl, das jeder Mensch von Zeit zu Zeit haben kann. Man kann Angst vor Tieren oder vor Höhe haben. Man kann auch Angst davor haben, in einem Flugzeug zu fliegen. Angst ist ein wichtiges Gefühl, weil es uns vor Gefahren warnt. Menschen mit Angststörungen haben Angst, obwohl es keine Gefahr gibt.
Eine Angststörung ist eine psychische Störung. Menschen mit Angststörungen haben Angst vor Dingen und Situationen, die für andere Menschen ganz normal sind, wie z.B. Essen einkaufen gehen. Bei Menschen mit Angststörungen wird die Angst manchmal so groß, dass sie kein normales Leben mehr führen können. Bei einer Angststörung sollte man sich von Ärzt*innen helfen lassen oder eine psychotherapeutische Hilfe suchen.

Unter Angststörungen versteht man eine psychische Störung. Die Abgrenzung von normalen Angstgefühlen zu einer Angststörung sind fließend. Oft spricht man erst dann von einer Angststörung, wenn die angstauslösende Situation immer mehr vermieden wird und es aufgrund dessen dazu kommt, dass man zunehmend im Alltag eingeschränkt wird und dadurch der Leidensdruck steigt.

Angstgefühle gehören zum normalen Gefühlshaushalt eines Menschen dazu. Angstgefühle sind natürliche Reaktionen auf Gefahren oder gefährliche Situationen und haben somit auch eine Schutzfunktion. In einer Angstsituation reagiert der Körper mit erhöhter Konzentration und Achtsamkeit, wobei er in Alarmbereitschaft versetzt wird und sich auf eine Kampf- oder eine Fluchtreaktion vorbereitet.

Bei einer Angststörung hingegen hat sich das Angstgefühl quasi vom angstmachenden Auslöser entbunden, die Alarmbereitschaft des Körpers bleibt sozusagen ständig aktiviert. Bei Angststörungen erlebt man vermehrt Situationen, in denen man unbegründet Angst hat bzw., in denen es keine echte Bedrohungssituation gibt, aber das Angstgefühl dennoch sehr stark ist. Damit einher geht oft die Angst vor Dingen, denen andere Menschen mehrheitlich ohne Angst begegnen, wie beispielsweise einkaufen, in Anwesenheit anderer zu sprechen, zu essen, etc. Auch unbegründete Zukunftsängste können erste Anzeichen einer Angststörung sein.

Im Zuge dessen werden diese angstauslösenden Situationen vermieden, was zunächst einen Linderungseffekt herbeiführt. Allmählich aber können immer mehr Situationen hinzukommen, die Angst auslösen. Oft versucht dann eine Person, immer mehr Situationen zu vermeiden, sodass auch deren Alltag immer mehr eingeschränkt wird oder sie ihn nicht mehr selbständig bewältigen kann.

Angststörungen können ein eigenständiges Krankheitsbild oder eine Begleiterscheinung bzw. Symptom anderer Erkrankungen sein, wie beispielsweise Herzkrankheiten oder Stoffwechselstörungen (z.B. bei Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion). Häufig tritt eine Angststörung auch zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, z.B. mit Depressionen oder Suchterkrankungen. Diese Störungsbilder können das Suizidrisiko beträchtlich erhöhen. Aus einer unbehandelten Angststörung können auch depressive Störungen resultieren, wie auch Depressionen Angststörungen auslösen können.

Die Ursachen einer Angststörung können zum einen auf traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder unbewältigten Lebenskrisen zurückgeführt werden, zum anderen können auch Stress oder die genetische Veranlagung eine Angststörung begünstigen. Symptome einer Angststörung sind beispielsweise Herzrasen, Schlaflosigkeit, starkes Schwitzen und Unruhezustände.

Die häufigsten Formen einer Angststörung sind Phobien, die Panikstörung, die generalisierte Angststörung und die soziale Phobie. Phobien sind ungerechtfertigte Ängste vor Objekten, wie beispielsweise vor Tieren oder bestimmten Situationen (z.B. Höhe, Busse, etc.). Panikstörungen sind spontane und wiederkehrende starke Anfälle von Angstgefühlen, die mit intensiver Symptomatik einhergehen, z.B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Todesangst, etc. Menschen mit einer generalisierten Angststörung (GAS) machen sich ständig Sorgen über alltägliche Dinge und befürchten stets, dass etwas Schlimmes passiert. Dieses Grübeln oder Sorgen kann allerdings nicht eigenständig gestoppt oder kontrolliert werden. Eine soziale Phobie ist eine unbegründete oder unangemessene Angst im sozialen Umgang mit anderen. Z.B. vermeidet man das Treffen mit Freund*innen, weil man starke Angst davor hat, im Mittelpunkt zu stehen oder vor ihnen zu sprechen.

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa jede zehnte Person leidet unter einer Angststörung, die behandlungsbedürftig ist. Innerhalb eines Jahres erkranken 21 von 100 Frauen und neun von 100 Männern an einer Angststörung. Etwa jeder vierte Mensch leidet einmal im Leben unter einer Angststörung. Betroffene einer Angststörung sollten sich dann behandeln lassen, wenn ein Leidensdruck entsteht, die Ängste stark belasten oder zunehmend den Alltag und die Lebensqualität einschränken.

Dieser Glossarbeitrag wurde im Rahmen des Inklu Games erstellt.

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Literatur

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) (2021): Angststörung – was ist das?
    Online unter www.bzga-essstoerungen.de/…, Stand: 27.07.2022
  • Hammer, Matthias/Pößl, Irmgard (2015): Irre verständlich. Menschen mit psychischer Erkrankung wirksam unterstützen. Köln: Psychiatrie Verlag.
    Online unter www.psychiatrie.de/…, Stand: 27.07.2022
  • Psychiatrienetz (2022): Angststörungen.
  • Stiftung Gesundheitswissen (2021): Angststörung.
    Online unter www.stiftung-gesundheitswissen.de/…, Stand: 27.07.2022